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24.03.2017

Runder Tisch im Bundestag

Der letzte Dienstag war für alle RYL! Berlin-Mitglieder und die Unterstützer des Vereins ein besonderer Tag. Im Paul Löbe Haus, welches sich direkt gegenüber dem Kanzleramt in Berlin befindet, fand erstmals der runde Tisch zum Thema „attraktive Ausbildung“ statt, in dessen Rahmen erfreulicherweise auch der zweite Kooperationsvertrag mit der Schule am Schillerpark in Berlin Wedding geschlossen wurde. Mit knapp 30 Teilnehmern war der Saal, der mit einem beeindruckenden Konferenztisch und diversen Mikrofonen ausgestattet ist, gut gefüllt. Neun unserer Mentees inklusive ihrer Mentor*innen und diverse Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Schule tauschten sich hier fast drei Stunden unter der moderatorischen Leitung von Markus Querengässer zum Thema „attraktive Ausbildung“ aus.

Zunächst musste jedoch definiert werden, was eine attraktive Ausbildung überhaupt bedeutet. Die Antwort der Schüler*innen fiel deutlich aus: faire Bezahlung, eine angenehme Arbeitsatmosphäre sowie gute Aufstiegschancen. Dem pflichteten die Studierenden in der Runde bei. Sie legten zudem aber Wert auf die persönliche Autonomie, ein vielseitiges Aufgabengebiet und regelmäßige Herausforderungen im Arbeitsalltag.

Auch Frau Auswitz, Lehrerin an der Schule am Schillerpark, empfindet diese Punkte für wichtig. Elementar seien allerdings vor allem erfüllbare Anforderungen an die Azubis seitens der Unternehmen, um die Frustrationsgrenze und somit auch die Abbruchquoten niedrig zu halten. Auch Ronald Fischer, Schulleiter der SAS betonte, das Passungsverhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit sei auf beiden Seiten immer noch ein großes Problem, wenn es um die Vermittlung der Schüler in Ausbildungsstellen ginge und hätte großen Einfluss auf die Qualität der späteren Lehre.

Doch leider entstehen oftmals schon deutlich früher Hürden, wenn es um die Ausbildung der Jugendlichen geht.

Den Eltern kommt im deutschen Bildungssystem immer noch eine Schlüsselposition in der schulischen und beruflichen Entwicklung ihrer Kinder zu. Der Schritt in die erste Phase der Eigenverantwortlichkeit fällt deutlich schwerer, sollten sie die Wünsche und Pläne ihrerKinder nicht unterstützen können oder wollen, denn sie sind mit Abstand die wichtigstens Bezugspersonen. Auch Mahmoud (14) von der Schule am Schillerpark berichtet: „Eigentlich wollten meine Eltern immer, dass ich Arzt oder so werde.“ Mahmoud geht in die neunte Klasse einer Berliner Mittelschule in Wedding. Seine Lieblingsfächer sind Englisch und Musik. Schwer fallen ihm vor allem die beiden Kernfächer Mathe und Deutsch. Er möchte, entgegen dem Wunsch seiner Eltern, Heilerziehungspfleger werden und hat bereits mit großem Erfolg sein erstes Praktikum in dem Beruf absolviert. „Sie sagen, der Beruf sei auf Dauer zu schwer und zu anstrengend. Sie wollen nicht, dass ich das mache.“ Aber der Schüler der neunten Klasse bleibt trotzdem optimistisch. Mahmoud hat das Praktikum großen Spaß bereitet und er kann sich durchaus vorstellen in knapp zwei Jahren die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger zu beginnen. Das zweite noch ausstehende Praktikum in seiner Schulzeit wird er vermutlich wohl aber doch seiner großen Liebe, dem Manga zeichnen, widmen. Er plant sich bei einem deutschen Verlag für Comics zu bewerben und hier mehr über Berufschancen in der Branche zu erfahren.

Dass Schüler so selbstbewusst sind und ziemlich genau wissen, was sie wollen ist nicht die Regel. Dazu tragen neben den Eltern und Familien auch die Schulen einen maßgeblichen Teil bei. Auch ROCK YOUR LIFE! setzt hier als ehrenamtliche Initiative an. In den gemeinsamen Trainings und Ausflügen erfahren die Schüler*innen Gemeinschaft, Vertrauen und Ermutigung. Auch die individuellen Mentoring-Beziehungen regen die Jugendlichen an, sich intensiver mit den kommenden Herausforderungen in ihrem Leben auseinander zu setzen und dabei ihre eigenen Wünsche nicht aus dem Blick zu verlieren. Ismet von der Schule am Schillerpark ist deshalb froh, Mentor Thomas an seiner Seite zu haben. Sein Traum Fussball-Trainer zu werden, rückt so immer mehr in greifbare Nähe.

Doch haben die Schüler und Schülerinnen erst einmal herausgefunden, was sie später einmal machen möchten, kommen auch schon die nächsten Herausforderung auf sie zu. Dazu gehören das Schreiben einer Bewerbung und die richtige Präsentation im Gespräch mit dem Unternehmen. Vielen Jugendlichen stehen hier auch ihre Noten im Weg. Frau Espert von den Berliner Wasserbetrieben kann aber ein wenig Entwarnung geben. Für sie ist es vor allem wichtig, eine Entwicklung der Kinder zu sehen. „Ihr solltet bereits vor der 9. Klasse damit anfangen an euren Noten zu arbeiten. Eine positive Entwicklung ist ein gutes Signal an die potenziellen Ausbilder. Wenn ihr kurz vor dem Schulabschluss aber stark nachlasst ist das schon erklärungsbedürftig.“, richtet sich die langjährige Verantwortliche für Aus- und Fortbildung an die Mentees.

Man möchte meinen, dass nach diesen mahnenden Worten das Gröbste geschafft sei, doch auch die einmal angefangene Ausbildung erfolgreich zu beenden, ist für viele junge Erwachsene durchaus ein schwieriges Unterfangen. Kein Wunder, denn vermutlich alle von uns kennen das Gefühl der ersten Wochen im Betrieb oder an der Uni. Vieles ist neu und so manches mag sich einem vielleicht nicht so darstellen, wie man es sich ausgemahlt hatte. Das eigene Interesse und Spaß an der Arbeit sind daher Voraussetzung für ein schnelles und erfolgreiches Lernen, so Fritz Felgentreu von der SPD. Dem schließt sich Frau Espert von den Berliner Wasserbetrieben an: „Nicht nur der Kopf ist entscheidend im Hinblick auf euren späteren Beruf! Es bedarf auch Herz, Leidenschaft und Lust!“, dann seien auch unangenehme und etwas schwierige Zeiten in der Ausbildung leicht zu überstehen. Frau Espert betonte allerdings auch, dass der Traumjob nicht immer direkt greifbar sei. Es ginge vielmehr darum überhaupt erst einmal etwas anzufangen und dabei realistisch zu bleiben. Im Verlauf des Lebens würden sich noch genügend Gelegenheit bieten, sich weiter zu entwickeln und zu verändern. Man müsse nur wachsam und motiviert bleiben.

Motiviert bleiben – gar nicht so einfach. Das Gesicht der Mentees spricht in diesem Moment der Diskussion Bände. Juana Shari Mendzfeldowski (Vorstand von RYL! Berlin) und Sebastian Deinert (Regiorocker Osten) legen deshalb großen Wert auf die Wertschätzung der Azubis in den Ausbildungsbetrieben. Transparenz, Ehrlichkeit und Begegnungen auf Augenhöhe seien für beide Seiten die Basis für eine fruchtbare Lehrzeit. Dazu gehöre auch, die jungen Menschen „einfach mal machen zu lassen“.

Eine attraktive Ausbildung zu gestalten, bedarf also des Engagements aller Beteiligten und manchmal auch einer zusätzlichen helfenden Hand. Für alle Teilnehmer war dieser Vormittag mit seinen ersten Einblicken in die unterschiedlichen Sichtweisen ein besonderer. Auch wir von ROCK YOUR LIFE! Berlin nehmen aus dem Tag viele Anregungen für unsere zukünftige Arbeit mit. Im Sinne der Berufsorientierung planen wir vor allem unser Unternehmensnetzwerk weiter auszubauen. Für die Mentees soll so noch mehr Möglichkeit zum Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern geschaffen werden. Auch die Ausbildung der Mentoren und die Kommunikation mit den Unterstützern sollen nachhaltig gestärkt und erweitert werden. Die an diesem runden Tisch generierten Ideen und Anregungen dienen als Basis für kommende Veränderungsprozesse in der Vereinsarbeit und werden in den folgenden Terminen weiter konkretisiert, bevor sie dann aktiv und erfolgreich in die Praxis eingebunden werden.

Wir danken insbesondere Herrn Fritz Felgentreu, dessen Gast wir bei dieser Veranstaltung sein durften, für die Vermittlung der eindrucksvollen Location. Unser Dank gilt außerdem allen finanziellen Unterstützern und dem Vereinsvorstand um Juana Mendsfeldowski und Thomas Weiß, die diesen tollen Tag inklusive eines leckeren Mittagessens möglich gemacht haben. Ein herzliches Dankeschön geht auch an alle Diskutanten und Teilnehmer, sowie den Moderator Herrn Querengässer, der diesen kurzen Termin so produktiv gestaltet hat.

Wir freuen uns auf die kommenden Veranstaltungen zum Thema „attraktive Ausbildung“!

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