ROCK YOUR LIFE!

Der Blog

Developing Schools

Interessant rund um unser R!EACH Mentoring sowie Bildungs- und Jugendarbeit

Developing People

Unser Blog zum Thema Potenzialentfaltung, Beruf und Berufung

Developing Organisations

Hier berichten wir über unsere Arbeit im Bereich Organisations- und Personalentwicklung

20.06.2015

„Es bringt Dich selbst weiter, wenn Du jemand anderen weiterbringst.“

Neues aus der Reihe: Wer sind die Rocker, was bewegt sie in ihrer Arbeit, was wollen sie bewegen? Diesmal mit Irina und Alex, ein Geschwisterpaar, das rockt!  Irina Spokoinyi hat ROCK YOUR LIFE! in Friedrichshafen mitgegründet. Seit dem Wintersemester 2014 rockt nun ihr kleiner Bruder Alexander bei uns in Berlin im Netzwerkteam und als Mentor mit. Im Interview erzählen die Geschwister, wo der Kleine die Große berät und wie andersrum Träume Wirklichkeit werden – bei sich selbst und ihren Mentees.

Irina, beim Mentoring lernt nicht nur der Mentee vom Mentor sondern auch andersrum. Du als große Schwester warst sicher Mentorin für Deinen Bruder, trotzdem erstmal die Frage – wo ist er Dein Mentor?

Irina: Wir haben acht Jahre Altersunterschied. Da kommt es eher unerwartet, wenn der kleine Bruder plötzlich nicht nur einen Kopf größer ist, sondern mir auch noch kritisch über die Schulter schaut. Alexander ist in den letzten zwei Jahren zu unserem hauseigenen Moralphilosophen geworden. Er holt mich gerne wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und lässt mir keine Inkonsequenz durchgehen.

Alex, wo war Irina für Dich Mentorin?

Alex:  Schon als ich ganz klein war, hat sie mich bestärkt, Dinge zu hinterfragen, hinter allem vermeintlich alten das neue zu suchen. Nach den ersten sieben Lebensjahren war es aber leider auch schon vorbei: Sie konnte mir einfach nichts mehr beibringen! (lacht)

Nein, tatsächlich hat sie mich gerade in meiner Abiturphase noch mal richtig  bestärkt.

Wie?

Alex: Fragen gestellt. Was will ich machen? Wo will ich hin? Was fehlt mir dafür? Was kann ich schon? Irina hat mich motiviert, neue Dinge auszuprobieren und über mich selbst hinauszugehen.

Wie kamst Du, Alex, dann auf die Idee, Mentor bei ROCK YOUR LIFE! zu werden?

Alex: Naja, überraschenderweise über meine Schwester. Ich hab‘ sie noch vor zwei Jahren über das Studium ausgefragt. Da hat sie mir sofort von ROCK YOUR LIFE! erzählt, oder besser vorgeschwärmt. Als ich dann dabei war, hat sich das superschnell entwickelt. Eigentlich wollte ich nämlich zunächst nur in die Orga-Teams reinschnuppern, aber als ich Helfer beim Matching war, fand ich dort alles so cool, dass ich mich spontan habe mitreißen lassen und Mentor wurde.

Irina (grinst): Man muss die Leute früh fangen. Ich war immer sehr eifersüchtig auf Stefan…

…Schabernack, einer der Mitgründer…

Der hat einen Haufen Schulfreunde dazu bekommen, bei ROCK YOUR LIFE! mitzumachen. Die meisten meiner Schulfreunde studieren jetzt im Ausland, aber ich habe vielleicht gerade genug jüngere Geschwister um konkurrenzfähig zu bleiben.

Ein netter Wettbewerb! Aber zurück zum Anfang. Irina, warum warst Du 2009 in Friedrichshafen bei der Gründung von ROCK YOUR LIFE! dabei?

Irina: Manchmal kommt im Leben alles zusammen: Die richtigen Menschen, Umstände, Ressourcen …

Auch so etwas wie ein Lebensthema?

Irina: Hm, ja, wahrscheinlich. Bildungsgerechtigkeit war schon Prüfungsthema im Abitur. Und es ist sicher auch hilfreich gewesen, dass ich meine Hauptschülerin schon vor RYL! gecoacht habe.

Wie habt ihr den Kontakt geknüpft?

Irina: Über ein anderes soziales Projekt, Ashoka.

Was ist aus deiner ersten Mentee geworden?

Irina: Nach der Schule hat sie eine Ausbildung im Beauty Salon gemacht und ist nach Leipzig gezogen. Aber vor allem ist sie zu einer wunderbaren, extrovertierten, mitreißenden, kreativen Person geworden. Als ich sie damals getroffen habe, schien sie mir wie jemand auf der Suche: nach sich, nach Inspiration, nach Möglichkeiten… aber das trifft es nicht ganz… Sie war auf der Suche nach etwas, was sie voll einnimmt. Jeder, der sie kannte, wusste, sie kann noch mehr, schöpft ihr Potenzial nicht völlig aus. Es fehlte ihr etwas, damit sie loslegt.

Dein Einfluss?

Irina: Oder einfach ein wenig Zeit und Zuspruch? Über die drei Jahre, die ich sie gecoacht habe, hat sie sich stark entwickelt: mehr Selbstbewusstsein, besser in der Schule, zielstrebiger. Aber das will ich gar nicht auf mich zurückführen. Das war schon alles in ihr drin.

Was bedeutet Dir diese Zeit?

Irina: Ich erinnere mich vor allem an die kleinen Katastrophen und Schwierigkeiten, wo ich helfen durfte.

Du sagst „helfen durfte“ – warum?

Irina: Weil die wichtigsten Aufgaben beim Mentoring  – zuhören, begleiten, hier und da mal eine Information einschleusen oder eine neue Perspektive eröffnen – den Schüler dazu befähigen selbstständig zu sein. Helfen ist daher nicht immer sinnvoll. Aber als Mentor war ich für die weniger bedeutenden, dafür mehr konkreten Anfragen dankbar: Bei Mathe helfen, mit dem Handyanbieter wegen falscher Rechnungen streiten oder Konflikte schlichten.

Wie siehst Du Dich als Mentorin?

Mentoring lässt sich rückblickend so schwer evaluieren. Ich muss daran glauben, die richtigen Impulse gegeben zu haben. Es geht darum, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen.

Ich habe es als meine größte Herausforderung gesehen, die falschen Dinge nicht zu tun: Keine Antworten vorzugeben, keine Lebenswege vorzuschreiben und seine eigenen Überzeugungen nicht aufzuzwingen. Einfach nur da zu sein.

Einfach nur da sein – Alex, Deine Schwester war eine Mentorin für Dich, wie hat sie das gemacht?

Alex: Als ich in meiner Schulzeit Schwierigkeiten hatte, habe ich mich irgendwann mit meiner Schwester darüber unterhalten, ihr erzählt was mich beschäftigt. Sie hat mir zugehört und ja, sie war für mich da. Das Gefühl, dass sie da ist, das war wichtig. Rückblickend kann ich sagen, dass Irina der Impuls war, aus meinen Gedanken etwas Lebendiges zu machen und sozusagen meine Träume zu leben.

Das Mathestudium?

Irina: Nee, da gibst Du mir die Schuld daran.

Alex: (lacht) Nein, Mathe ist nur die Ausdrucksform. Ich wollte einfach nur studieren bzw. mich immer weiterentwickeln. Und diese Streber-Einstellung habe ich von meiner großen Schwester.

Alex, warum machst Du bei ROCK YOUR LIFE mit?

Alex: Das ist die perfekte Ergänzung zum Studium und meinen Hobbys. Ich kann mich voll ausleben und habe tatsächlich das Gefühl dabei etwas Tolles zu bewirken.

Ich glaube, es ist dieses Nehmen und Weitergeben. Das ist für mich der Sinn, nein, das Beste was ich machen kann. Ich habe so viel Wertvolles von meinen Eltern, Geschwistern, Freunden, sogar völlig Fremden mitbekommen, und das möchte ich weitergeben.

Was möchtest Du davon weitergeben?

Alex: Also das könnte jetzt eine sehr, sehr lange Auflistung werden… Aber letztendlich hängt es ja nicht von mir ab, sondern von der Person, die bereit wäre, etwas von mir mitzunehmen. Das ergibt sich irgendwie ganz von alleine…

Irina: Die Wahrheit ist doch, dass viele Menschen auf ihre Schulzeit zurückblicken und ihrem früheren Ich zurufen würden: Mach das, das und das.

Alex: Ja, genau: Ich glaube, es gibt viele  Schüler die jemanden brauchen, der ihnen einfach den ein oder anderen Anstoß gibt. Und mit ROCK YOUR LIFE! ist genau das möglich.

Wie setzt du das um?

Alex: Es kommen ganz viele Parallelen zur eigenen Jugendzeit auf. Und ich lerne auch viel dazu: Fokus auf das Wesentliche. Ich versuche, wichtige Fragen zu stellen: Wo sind deine Stärken, was sind Deine Träume, wie kannst Du sie jetzt am besten ausleben. Diese Fragen stelle ich aber nicht nur meinem Mentee, sondern auch mir selbst.

Warum sollte man als Student bei ROCK YOUR LIFE! mitmachen?

Alex: Es bringt Dich selbst weiter indem Du jemand anderen weiterbringst.

Irina: Ich könnte eine Million Gründe aufzählen. Aber Alex hat die Bedeutendsten schon genannt. ROCK YOUR LIFE! ist der direkteste Weg im Leben eines Schülers einen Unterschied zu machen. Gleichzeitig lernt man unglaublich viel über Reflexion und Motivation – und welcher Student findet hierfür keine Anwendung?

Alex, Irina – rock it!

Das Interview führte: Mathias Hamann

Fotos: Mathias Hamann

teilen auf:
test